Wie arbeiten eigentlich Archäolog*innen?
Unsere Kollegin Ilka Rau (M.A.) lädt am Sonnabend, den 8. Juni, um 11 Uhr zu einer Führung auf Schloss Gottorf ein, um Familien einen Einblick in die Arbeit von Archäolog*innen zu geben. Weitere Infos und die Möglichkeit, sich für die Führung anzumelden, bekommen Sie HIER... Wir haben Ilka Rau vorab zum Interview getroffen.
Frau Rau, ist es richtig, das Archäolog*innen viel auf Grabungen sind - immer auf der Suche nach Schätzen?
Nein, so ganz stimmt das nicht. Grabungen sind sicherlich ein bedeutender Teil archäologischer Arbeit, aber da gibt es noch sehr viel mehr. Und wir suchen auch nicht gezielt nach Schätzen, sondern durchforsten eher die "Abfälle“ unserer Vorfahren.
Wie bitte?
Sie haben ganz richtig gehört. Jenseits schriftlicher Zeugnisse sind die Hinterlassenschaften des Alltags – Dinge des täglichen Gebrauchs und auch Nahrungsreste – für Archäolog*innen ungeheuer aussagekräftig. Daneben gibt es noch viele weitere Hinterlassenschaften, wie beispielsweise Gräber und Grabbeigaben, die uns viel Wissen darüber schenken, wie Menschen vor Tausenden von Jahren gelebt haben.
Und wie werden solche Dinge gefunden? Es bringt ja nichts, einfach irgendwo zu graben...
Manche Standorte sind bereits für ihren Reichtum an Funden bekannt. Da kann es dann immer wieder zu neuen Grabungen kommen. Haithabu ist so ein Ort. Es gibt aber auch weniger bekannte, wie die kleine Gemeinde Drelsdorf in Nordfriesland, in der seit langer Zeit immer neue Objekte gefunden werden, die darauf schließen lassen, dass dort Neandertaler gelebt haben (MEHR...). In den meisten Fällen stoßen Forscher*innen aber aus ganz aktuellen Gründen auf neue Fundstellen. So gibt es im Vorfeld neuer Bauvorhaben in der Regel nämlich archäologische Voruntersuchungen.
Nehmen wir mal an, die Voruntersuchung liefert Indizien, die zu einer richtigen Grabung führen. Wie haben wir uns diese vorzustellen?
Die oberste Erdschicht wird meist vom Bagger abgetragen, dann wird mit Schaufel, Kelle oder auch mal mit der Zahnbürste Hand angelegt - die Grabungsfläche wird dann Schicht für Schicht in die Tiefe gegraben, bis auf natürlichen, also nicht durch den Menschen beeinflussten Boden gestoßen wird. Verfärbungen der Erde lassen Schlüsse zu, ob dort zum Beispiel Holz verrottet ist. So ist es möglich, dass die tragenden Balken eines Hauses erkennbar werden. Dort werden dann immer wieder auch Alltagsgegenstände oder Abfälle gefunden.
Wie haben wir uns diese Abfälle vorzustellen?
Das ist eine berechtigte Frage. Es sind keine Abfälle, wie wir sie heute in unseren Mülltonnen finden, sondern zum Beispiel minimale Rückstände von Speisekrusten in einem Gefäß, verbrannte Pollen an einer Feuerstelle - die dann mit unterschiedlichsten Methoden untersucht werden. Und hier zeigt sich eben auch, dass ein Großteil der archäologischen Arbeit nach der Grabung stattfindet. Dazu gehört im Übrigen auch viel Recherche nach Vergleichsfunden etc. Die Interpretation, also Auswertung der Funde passiert also erst am Schreibtisch und nicht auf der Grabung.
Was erwartet uns bei Ihrer Führung?
Bei der Führung gehe ich auf all diese Themen natürlich noch genauer ein, auf bedeutende Funde in unserer Ausstellung - und zum Abschluss werden wir in unserem GottorfLab selbst ein paar archäologische Untersuchungen machen.