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Wikingerdämmerung

Zeitenwende im Norden

16.04. - 02.11.2025

Schatzfunde aus Gold und Silber, Jahrhunderte alte Schriften und der sensationelle Nachdruck eines 68 Meter langen Weltdokuments: In der Highlightausstellung der Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen 2025 dreht sich alles um die späte Wikingerzeit. Die Liste spektakulärer, noch nie oder nur in Teilen in Deutschland gezeigter archäologischer Funde ist lang. Auf bisher einmalige Art und Weise zeichnet das gemeinsame Projekt des Museums für Archäologie Schloss Gottorf, des Wikinger Museums Haithabu und des Leibniz-Zentrums für Archäologie Mainz (LEIZA) den tiefgreifenden Wandel im Gebiet um Haithabu und Schleswig im 11. Jahrhundert nach.

Wikingerdämmerung – Zeitenwende im Norden präsentiert auf über 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche herausragende archäologische Funde und aktuelle Forschungsergebnisse. Zu sehen sein werden 1000 Jahre alte Exponate aus Haithabu, Schleswig und dem nördlichen Schleswig-Holstein sowie wertvolle Exponate aus Museen, Archiven und Bibliotheken Deutschlands, Skandinaviens, Englands und Frankreichs. Gezeigt wird zum Beispiel der gesamte Morsumer Schatzfund von 2017 mit der fantastischen Ringfibel im Zentrum, auch die silberne Prachtfibel von Sutton /Isle of Ely  aus dem British Museum in London, die berühmten im 12. Jahrhundert entstandenen Gesta Danorum (eine der frühesten Geschichts-Beschreibungen Dänemarks) und eine der ersten Ausgaben des „Tacitus“ aus dem 16. Jahrhundert.

Einige Exponate, darunter aufwändig verzierte Steigbügel aus dem 11. Jahrhundert, wurden in den Restaurierungswerkstätten von Schloss Gottorf und am LEIZA sorgfältig analysiert und teilweise freigelegt, so dass der behutsame Prozess vom Originalfund zum Ausstellungsstück eindrücklich nachvollzogen werden kann.

Doch was genau war eigentlich die Wikingerzeit? Welche politischen, wirtschaftlichen und religiösen Veränderungen sind mit ihrem Ende verbunden und waren es derart gewaltige Veränderungen der Wertevorstellungen, dass von einer Zeitenwende gesprochen werden kann? Multikulturelles Neben- und Miteinander, wirtschaftliche und politische Krisen bis hin zu Kriegen prägten die Epochengrenze zwischen der Wikingerzeit und dem christlichen Mittelalter. Wie hat sich der Blick auf diese skandinavische Kultur des Frühmittelalters seit dieser Zeit gewandelt und was gab den Ausschlag für die unterschiedlichen Perspektiven, von denen aus Menschen seit Jahrhunderten mit besonderem Interesse auf die Wikingerzeit blicken?

Antworten auf diese und weitere Fragen bietet die Ausstellung mit Hilfe der Ergebnisse dreier Forschungsprojekte. Das Museum für Archäologie hat mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der CAU Kiel im Rahmen eines von der Volkswagen-Stiftung finanzierten Projekts den Übergang von Haithabu nach Schleswig erforscht. Gab es beide Orte nebeneinander oder erkennen wir einen erst durch die Zerstörung Haithabus ausgelösten Umzug des Hafens am Noor an das besser zu sichernde Nordufer der Schlei?

Das zweite Projekt ist am Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie beheimatet, heute Bestandteil des LEIZA, und setzt sich mit frühen skandinavischen Königssitzen auseinander, den sogenannten huseby-Orten. Es sind unter anderem solche Zentren der Macht, die unser Verständnis von Wandel und Kontinuität schärfen können.

„Mythos Wikinger – Konzeption und Rückwirkung auf die museale Ausstellungspraxis“ heißt das dritte Projekt, das an der Universität Göttingen betreut wird. Auch ihm verdankt die Ausstellung den aktuellen wissenschaftlichen Hintergrund für die Bewertung von Rezeption und Antizipation der Wikingerzeit und des Wikingerbegriffs bis in die Gegenwart.

Eine zentrale Rolle, nicht nur optisch, nimmt in der Ausstellung ein spektakuläres Objekt ein: der Nachdruck des Teppichs von Bayeux, der als Weltdokumentenerbe im Original ausschließlich in Bayeux (Frankreich) zu sehen ist. Eigens für die Gottorfer Ausstellung wurde mit dem Museum in Bayeux eine Kooperation vereinbart, durch die nicht nur der Nachdruck des 68,38 Meter langen und 53 Zentimeter breiten Leinenteppichs, sondern auch wichtige Leihgaben möglich geworden sind.

Noch nie ist der Teppich von Bayeux in annähernd originaler Größe in Deutschland zu erleben gewesen. Die aufwendige und in ihrem Detailreichtum unübertroffene Wollstickerei, die Ende des 11. Jahrhunderts entstanden sein soll, zeigt die Vorgeschichte und den Verlauf der Schlacht von Hastings, in welcher im Oktober 1066 der Normannen-Herzog Wilhelm der Eroberer den englischen König Harold II. besiegt. Die Thronbesteigung Wilhelms im Jahr 1066 markiert zusammen mit der endgültigen Zerstörung Haithabus im selben Jahr für die Archäologie das Ende der Wikingerzeit.

Darauf Bezug nimmt gleich zu Beginn der Ausstellung im Nordflügel des Kreuzstalls ein beeindruckendes zeitgenössisches Werk der Künstlerin Margret Eicher. Der Teppich von Bayeux inspirierte sie 2022 zu ihrem 30 Meter langen Bildteppich Battle Reloaded. Szenen von Kampf und Eroberung. Margret Eicher schuf in den vergangenen 20 Jahren ein eindrucksvolles Œuvre großformatiger textiler Arbeiten, die sich medienkritisch mit den Bildwelten auseinandersetzen, die uns in Werbung und Nachrichten tagtäglich begegnen. Die profanen Motive verfremdet die Künstlerin digital und bringt sie oft in einen Kontext zu bekannten Werken der Kunstgeschichte.

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